Die Kompositionen des 1990 verstorbenen Julius Eastman galten fast als vergessen. Zeitlebens war das Schaffen des schwulen Afroamerikaners konfliktbehaftet. Als Weggefährte und zugleich Opponent von später so berühmt gewordenen weissen Musikern wie Steve Reich oder Philipp Glass, tat er deren Kompositionen als esoterische Meditationsmusik ab. Er selbst kombinierte die minimal music mit einem fast schon in den Punk gehenden Expressionismus, der sich sowohl musikalisch als auch in Titeln wie «Crazy N**ger» oder «Gay Guerrilla» äusserte. Dabei zerstritt er sich mit dem damaligen Säulenheiligen der experimentellen Musik, John Cage. Es kam einem Rauswurf aus der amerikanischen Komponist_innenszene gleich: Eastman wurde zur Persona non grata. Er verstarb arm und vom Alkoholmissbrauch gezeichnet. Die Kehrseite des American Dream.
Die vom Schweizer Ensemble «Kukuruz» aufgeführten Eastman-Konzerte sind nicht nur die Wiederauferstehung eines Toten, sondern können als eine regelrechte Interpretationsexplosion beschrieben werden. Wie bei einer Geisterbeschwörung schlagen die Pianist_innen in die Tasten, zerren an den Klängen. Die von dem Ensemble eingespielte CD ist furios, doch erst in dem Live-Konzert, gespielt auf vier alten, malträtierten Bechstein-Klavieren, kommen die Stücke zu sich selbst. Ein Nocturne Spezial!
Die Aufführung in Basel wird gefördert durch die L. & Th. La Roche Stiftung.