Das Zürcher Kukuruz Quartet nimmt sich der Musik von Julius Eastman an, einem Minimal Music-Komponisten, dessen Geschichte in den letzten Jahren weite Kreise zog. Der 1940 geborene Eastman war als homosexueller Schwarzer ein Ausnahmefall in einer rein weissen Domäne wie der Minimal Music-Schule der 1970er-Jahre um Steve Reich, Philip Glass und Terry Riley. Eastman arbeitete mit John Cage, sang auf Meredith Monks «Dolmen Music», dirigierte für Arthur Russell. Seinen Kompositionen für vier Klaviere gab er Titel wie «Evil Nigger», «Crazy Nigger» oder «Gay Guerrilla». Mit John Cage überwarf er sich schliesslich, dieser sagte an einem denkwürdigen Vortrag über Eastman: «His ego is closed in homosexuality. And we know this because he has no other ideas». Anfang der 1980er-Jahre begann der Abstieg in Alkohol und Drogen, Eastman wurde obdachlos und starb 1991 einsam, verarmt und vergessen von der Musikwelt. Erst in den letzten wenigen Jahren ist sein Name plötzlich wieder aufgetaucht und seine Musik wurde von einer neuen Generation von Musiker*innen entdeckt und aufgeführt. Das Kukuruz Quartet veröffentlichte soeben eine CD mit Aufnahmen von Eastman-Kompositionen für vier Klaviere, spielen werden sie davon in der Dampfzentrale Bern «Evil Nigger» (ca. 22 Min.) und «Gay Guerrilla» (ca. 30 Min.), beide von 1979.